Steißbeinschmerzen

Steißbeinschmerzen (auch als Coccygodynie bekannt) bezeichnen Schmerzen im Bereich des Steißbeins, dem letzten Abschnitt der Wirbelsäule. Diese Schmerzen können plötzlich auftreten oder über einen längeren Zeitraum bestehen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die Ursachen für Steißbeinschmerzen sind vielfältig und können von Verletzungen über entzündliche Erkrankungen bis hin zu chronischen Belastungen reichen. Hier sind einige häufige Ursachen sowie Behandlungsmöglichkeiten und Prävention von Steißbeinschmerzen:

Häufige Ursachen von Steißbeinschmerzen:

  1. Traumatische Verletzungen (Stürze oder Unfälle):
    • Ein häufiges Ereignis, das zu Steißbeinschmerzen führt, ist ein Sturz auf den Po oder eine direkte Schlagverletzung auf das Steißbein. Solche Unfälle können zu Prellungen, Frakturen oder Verrenkungen des Steißbeins führen. Auch wiederholte kleine Verletzungen können die Beschwerden auslösen.
  2. Übermäßiger Druck (längeres Sitzen):
    • Das Sitzen für längere Zeit auf harten Oberflächen oder das Sitzen mit schlechter Körperhaltung kann zusätzlichen Druck auf das Steißbein ausüben und Schmerzen verursachen. Besonders bei Menschen, die viel am Schreibtisch arbeiten oder lange Strecken im Auto fahren, können diese Schmerzen häufig auftreten.
  3. Schwangerschaft und Geburt:
    • Während der Schwangerschaft und insbesondere während der Entbindung kann es zu Schmerzen im Bereich des Steißbeins kommen. Das Steißbein kann durch das zusätzliche Gewicht und die Veränderungen der Körperhaltung belastet werden. Auch der Geburtsvorgang selbst kann das Steißbein verletzen oder verschieben.
  4. Entzündliche Erkrankungen:
    • Erkrankungen wie Spondylitis (Entzündung der Wirbelsäule) oder Arthritis können das Steißbein betreffen und zu Schmerzen führen. Diese Entzündungen führen zu Steifheit und Schmerzen in der betroffenen Region.
  5. Übergewicht und schlechter Sitz:
    • Übergewichtige Menschen oder solche, die viel sitzen, haben oft mehr Druck auf das Steißbein. Dies kann durch einen schlechten Stuhl oder eine unangemessene Sitzhaltung verstärkt werden.
  6. Veränderungen in der Wirbelsäule:
    • Probleme wie Scoliose (seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule) oder Lordose (übermäßige Krümmung im unteren Rücken) können zu einer ungleichmäßigen Belastung des Steißbeins führen und zu Schmerzen führen.
  7. Bänder- und Muskelverspannungen:
    • Überlastungen der Muskulatur oder der Bänder, die das Steißbein stützen, können zu einer chronischen Verspannung und zu Schmerzen führen. Dies kann durch Bewegungsmangel, falsche Körperhaltung oder intensive körperliche Belastung entstehen.
  8. Tumore oder Zysten:
    • Selten können auch Tumore oder Zysten im Bereich des Steißbeins Schmerzen verursachen. Diese sind jedoch sehr ungewöhnlich und kommen nur in sehr seltenen Fällen vor.
  9. Infektionen:
    • Infektionen im Bereich des Steißbeins, wie eine Haarfollikelentzündung oder eine abzessartige Infektion (z.B. ein Pilonoidabszess), können ebenfalls zu starken Schmerzen führen.
  10. Nervenprobleme:
    • Eine Reizung oder Einklemmung von Nerven im Bereich des unteren Rückens oder Steißbeins, beispielsweise durch eine Bandscheibenproblematik (wie ein Bandscheibenvorfall), kann ebenfalls Schmerzen im Bereich des Steißbeins verursachen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Steißbeinschmerzen:

  1. Schmerzlindernde Medikamente:
    • Zu den ersten Maßnahmen gehören häufig Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol, die helfen, die Schmerzen zu lindern. Bei starken Entzündungen kann auch der Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten (NSAIDs) sinnvoll sein.
  2. Kälte- und Wärmeanwendungen:
    • Kälteanwendungen (z.B. Eispackungen) in den ersten Tagen nach einer Verletzung oder akuten Entzündung können Schwellungen und Schmerzen lindern. Wärmeanwendungen (z.B. ein warmes Bad oder eine Wärmflasche) können bei chronischen Schmerzen oder Muskelverspannungen hilfreich sein.
  3. Sitzkissen und spezielle Stühle:
    • Sitzkissen oder Donut-Kissen, die im Bereich des Steißbeins eine Aussparung haben, können den Druck auf das Steißbein während des Sitzens verringern. Auch ergonomische Stühle, die den Rücken und das Steißbein richtig unterstützen, sind hilfreich.
  4. Physiotherapie:
    • Eine gezielte Physiotherapie kann dazu beitragen, Verspannungen in den Muskeln des Beckenbodens oder der unteren Rückenmuskulatur zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern. Auch spezielle Dehnübungen und Stärkung der Muskulatur im unteren Rückenbereich können langfristig helfen.
  5. Massage und manuelle Therapie:
    • Eine sanfte Massage des Steißbeins, des unteren Rückens und des Gesäßbereichs kann zur Entspannung der betroffenen Muskeln beitragen. Eine manuelle Therapie durch einen Therapeuten kann helfen, Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
  6. Injektionen:
    • Bei stärkeren Schmerzen, die auf Entzündungen oder Reizungen zurückzuführen sind, können Kortisoninjektionen in den Bereich des Steißbeins helfen, die Entzündung zu lindern und die Schmerzen zu verringern.
  7. Chirurgische Eingriffe:
    • In sehr seltenen Fällen, insbesondere bei anhaltenden Schmerzen oder bei der Entstehung eines Pilonoidabszesses, kann eine Operation erforderlich sein. Dies kann die Entfernung von Zysten oder Tumoren oder auch das Entfernen des Steißbeins selbst umfassen, wenn andere Behandlungen nicht erfolgreich sind.
  8. Gewichtsreduktion und Bewegung:
    • Menschen mit Übergewicht oder wenig Bewegung sollten eine gesunde Gewichtsreduktion anstreben und regelmäßig leichte körperliche Aktivitäten ausführen, um den Druck auf das Steißbein zu reduzieren und die Muskeln zu stärken.
  9. Vermeidung von Druck:
    • Wenn der Schmerz durch längeres Sitzen verschärft wird, sollte das Sitzen auf harten Oberflächen vermieden und regelmäßig aufgestanden werden. Eine Veränderung der Sitzhaltung kann ebenfalls helfen, den Druck auf das Steißbein zu minimieren.

Prävention von Steißbeinschmerzen:

  1. Ergonomische Sitzhaltung:
    • Achte auf eine gute Sitzhaltung, vor allem wenn du lange am Schreibtisch oder im Auto sitzt. Stelle sicher, dass der Stuhl den Rücken richtig stützt und deine Hüften leicht über den Knien sind.
  2. Bewegung und Dehnung:
    • Regelmäßige Bewegung und Dehnübungen für den Rücken und das Becken können helfen, Verspannungen zu vermeiden und die Muskulatur zu stärken. Besonders Dehnübungen für den unteren Rücken, das Becken und die Oberschenkelmuskulatur sind hilfreich.
  3. Vermeidung von langem Sitzen:
    • Wenn möglich, vermeide es, längere Zeit ohne Unterbrechung zu sitzen. Stehe regelmäßig auf, mache kleine Spaziergänge und lockere deinen Körper auf.
  4. Vermeidung von Stürzen:
    • Um Stürze und direkte Verletzungen des Steißbeins zu vermeiden, achte auf sichere Umgebungen und trage gegebenenfalls Schutzpolster oder Gurte bei Risikosportarten.

Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?

  • Wenn die Schmerzen im Steißbein nach einem Sturz oder einer Verletzung stark sind oder länger anhalten, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um Frakturen oder andere schwerwiegende Verletzungen auszuschließen.
  • Bei sehr starken, anhaltenden Schmerzen, die nicht auf konservative Maßnahmen wie Schmerzmittel und Schonung ansprechen, sollte ebenfalls ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
  • Bei zusätzlichen Symptomen wie Taubheitsgefühlen, Schwäche oder Blasen- und Darmproblemen ist es wichtig, sofort einen Arzt zu konsultieren, da diese auf ernste neurologische Probleme hinweisen könnten.

Steißbeinschmerzen können sehr unangenehm sein, aber in den meisten Fällen können konservative Behandlungsmethoden wie Schmerzmittel, Physiotherapie und spezielle Sitzhilfen eine schnelle Linderung bringen. In schweren oder chronischen Fällen kann eine weitergehende medizinische Behandlung erforderlich sein.